Changing Styles


[English version]

Ernst Mattiello, 70, lebt und arbeitet in der Schweiz, seine Karikaturen erscheinen u.a. im Handelsblatt. Obwohl er bereits seit 1966 Cartoons veröffentlicht, war das Zeichnen für ihn lange Zeit eher ein Nebenjob : Bis 2001 war Mattiello hauptberuflich Lehrer an der Grund- bzw. Primarschule.

Dieser Tage erscheint im Verlag der Apfel der Band “Cartoons”, eine Sammlung von Mattiellos Zeichnungen aus den letzten Jahren. Am 20. Mai 2011 wird in Solothurn eine Ausstellung zur Feier seines 70. Geburtstags eröffnet.

Wie hat man sich die Arbeit als Lehrer und Karikaturist vorzustellen? Hattest du überhaupt noch Freizeit?

Ich habe vor allem Cartoons, die meine Arbeit als Lehrer reflektierten in einschlägigen Fachmedien veröffentlicht. Die knappe Zeit, die mir fürs Zeichnen zur Verfügung stand, habe ich im Rahmen der Vor- und Nachbereitung des Unterrichts genutzt:

Zwischen beiden Berufen bestand eine vitale Wechselwirkung. Der Cartoonist stützte gewissermaßen den Lehrer – baute ihn moralisch auf – und der Lehrer den Cartoonisten. Freizeit blieb da tatsächlich wenig.

Kannst du beschreiben, wie sich dein Zeichenstil seit 1966 verändert hat?

Ein früher Cartoon von Mattiello (1966)

In den ersten Jahren waren meine Figuren zwar einfach gezeichnet aber auch schwerfällig, unbeholfen und aus ästhetischer Sicht nicht leicht zugänglich.

Die Figuren wurden dann allmählich gefälliger und der Farbauftrag üppiger. Das kam aber wiederum der Lesbarkeit der Geschichten, die ich erzählen wollte, nicht immer entgegen.

Wie hast du deinen jetzigen Stil gefunden?

(2006)

Erst vor wenigen Jahren. Es war in Vietnam, meine Frau war auf einer Reise krank geworden und ich machte mir große Sorgen. In meinen schlaflosen Nächten habe ich auch intensiv über meine Arbeit als Cartoonist nachgedacht. Ich war ja nun schon einige Jahre aus dem Schuldienst ausgeschieden, und aus der einstigen Nebenbeschäftigung war ein Beruf geworden..

Im Frühjahr 2008 stand mir eine Ausstellung bevor, ich war als Gast der Solothurner Literaturtage geladen. Ich beschloss, diesen Anlass als Testlauf für einem radikal versachlichten Zeichenstil zu nutzen, die Figuren mit knappen Strichen zu umreißen und die Farben spärlich einzusetzen. Das Ziel war, mit kleinstem Aufwand ein Maximum an Aussage zu erreichen.

Ich würde sagen, dass mir die Einfachheit der Figuren einen klareren Blick auf die Geschichte erlaubt, die ich im Cartoon erzählen will. Eigentlich bin ich wieder dort angelangt, wo ich angefangen habe. Nur habe ich heute mein Figurenpersonal besser im Griff…

Hast du dann in der Ausstellung den neuen Ansatz präsentiert?

Ich habe nach der Rückkehr aus Asien konsequent versucht, meine Erkenntnisse umzusetzen. Der Stil, den ich heute pflege – und der sich vermutlich noch weiter entwickelt – hat sich im Ausstellungsgut zumindest ansatzweise niedergeschlagen, sowohl im Strich als auch in der Farbgebung.

In Solothurn eröffnet bald eine neue Ausstellung zu deinem 70. Geburtstag. Ist das eine Art Retrospektive?

Nur bedingt. Ich zeige vorwiegend Arbeiten – etwa 70 an der Zahl – die in den letzten vier Jahren entstanden sind. Darunter sind aber auch fünf Remakes aus früheren Jahren, die mir persönlich wichtig sind..

Warum sind diese fünf Cartoons wichtig für Dich?

Es sind gewissermaßen Vorläufer, die in ihrer Lakonie den Weg zu meinem jetzigen Stil bereits angedeutet haben.

Du bist Schweizer, zeichnest aber z.B. auch für das Handelsblatt. Gibt es Unterschiede bei der Arbeit für deutsche und schweizerische Medien?

(2009)

In deutschen Printmedien haben Karikaturen und Cartoons nach wie vor einen Platz, während in schweizerischen der Raum, der früher Cartoons offen stand, inzwischen fast völlig von Kolumnen besetzt ist.

Schweizer Redakteure, die noch Wert auf Bildgeschichten legen, erwarten vom Cartoonisten seine Version, sein Bild von der Geschichte, die es zu illustrieren gilt.

Deutsche Redakteure haben oft bereits ein Bild vor Augen und suchen dann den Cartoon, der ihrer Vorstellung am nächsten kommt.

Das ist natürlich eine sehr subjektive Einschätzung und hält möglicherweise einer objektiven Betrachtung nicht stand…

Welche der beiden Herangehensweisen findest du für deine eigene Arbeit angenehmer?

Aufträge machen immer Freude, egal, wer sie erteilt. Solange ich mich mit dem Inhalt der Aufgabe identifizieren kann, ist es unwichtig, ob der „Illustrationsansatz“ oder der „Meinungsansatz“ Ausgangspunkt ist.

Selbstverständlich macht es mehr Spaß, wenn man als Autor und nicht nur als Dienstleister angesprochen wird.

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast!

Paul Hellmich

Ausstellung:

Künstlerhaus S11
Schmiedengasse 11. Solothurn,

20. Mai – 11. Juni

Öffnungszeiten während der Literaturtage (3. bis 5. Juni 2011)
Fr + Sa 12 – 18, So 13 – 16

Öffnungszeiten vor und nach den Literaturtagen:
Do + Fr. 15 – 19, Sa 13 – 17, So 14 – 17

Buch:

Ernst Mattiello : Cartoons
144 Seiten, € 29,80 (CHF 51,70)
ISBN 978-3-85450-170-1

Pages: 1 2

© toonpool.com
 

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3 Responses to “Changing Styles”

  1. yasar kemal turan says:

    çok etkilendim.bu olgunluk düzeyinde üretim ancak bize gurur verir.alacağımız ve kendi olgunluklarımızı besleyecek örnek bir değerli kaynaktır.herkese teşekkürler diliyorum.

  2. menekse cam says:

    It’s amazing to learn that Mattiello works for German newspaper Handelsblatt. :)
    …and again it’s amazing that he has worked as a teacher for 40 years. ( ie he is my colleague 2 times ) ;)

    I wish you good luck and plenty of visitors for the exhibition, dear Mattiello!!
    CONGRATS for your GREAT art!!

    BTW: it would a great privilege to have that wonderful book. :) How do I get it?

  3. bennac says:

    Wonderful Style! I am a teacher myself and a newspaper cartoonist. It’s great that in your country, attention is much given to art and artists, be it in newspapers or fine art. Sad to say, it’s not like here in the Philippines but we must do our job to educate people about current events in our own funny way. Cheers!

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